Der
Erste Weltkrieg
Zu
Beginn des Ersten Weltkrieges proklamierte der deutsche Kaiser
Wilhelm II. in seiner zweiten Balkonrede am 1. August 1914 den
so genannten Burgfrieden. Die Streitereien mit den politischen
Parteien verwies er nicht nur in die Vergangenheit, in die "Friedenszeiten",
sondern er verzieh sogar die Angriffe des politischen Gegners
auf seine Person "heute von ganzem Herzen". Angesichts
des drohenden Krieges war sein politisches Kredo: "Ich
kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind
heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder."
Der Erste Weltkrieg
© Corbis-Bettmann, New York
Auch
die nach dem Ersten Weltkrieg so entscheidende Frage der alleinigen
deutschen Kriegsschuld bekam in des Kaisers Rede ihre Deutung.
Die Schuldzuweisung für den Ausbruch des Krieges schob
er eindeutig auf den Gegner. Weil der "Nachbar es nicht
anders will" und Deutschland "den Frieden nicht gönnt,
so hoffe ich zu Gott, dass unser gutes deutsches Schwert siegreich
aus diesem schweren Kampfe hervorgeht."
Sofort
nach Ende des Ersten Weltkrieges entbrannte durch die Fassung
der Kriegsschuldthese im Versailler Vertrag und in der Alliierten
Mantelnote vom 16. Juni 1919 zu Lasten des Deutschen Reiches
ein internationaler politischer Streit. Die einseitige Schuldzuweisung
hat nicht nur der Machtentfaltung des Nationalsozialismus Vorschub
geleistet. Auch die wissenschaftliche und publizistische Diskussion
um die Bedingungen der Ursachen des Ersten Weltkrieges und damit
auch die Frage der Berechtigung der alleinigen deutschen Verantwortung
für die Kriegsschuld ist heute noch nicht abgeklungen.
Sie wurde durch einige, die beharrliche deutsche Kriegszielpolitik
bis 1918 analysierende Bücher des Hamburger Historikers
Fritz Fischer seit Beginn der 1960er Jahre neu entfacht. Sie
weitete sich in der Folge zur "Fischer-Kontroverse"
aus. Dabei stritten die Kontrahenten um die Kontinuität
der offensiven Aggression des deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm
II. oder aber um die Betonung des defensiven Charakters der
deutschen Politik. Es bleibt allerdings festzuhalten, dass zu
den Ursachen des Ersten Weltkrieges das wirtschaftliche, politische
und militärische Machtstreben ("Imperialismus")
aller - besonders der europäischen - Großmächte
zählt.
In
einem Aufruf unter dem Titel "Mobil gemacht!" vom
1. August 1914 meldete sich ein so genannter Einjährig-Freiwilliger
zum Kriegsdienst und beklagte auch: "So stumpf, ach so
stumpf war der Friede!". Nach seinen Worten warten die
Deutschen gelassen, "als Männer von Welt, auf den
Sturm der bunten Barbaren: Nun funkeln die neuen Geschirre im
Stall - Wie lange hat's danach uns gelüstet!" Seine
Waffenliebe und Kriegsbegeisterung spitzte sich derart zu: "Kanonen,
Haubitzen, Granaten, Schrapnell - Da hilft kein Winden und Drehen,
Das klingt so glatt und das jauchzt so hell."
In
der Tat aber war der Erste Weltkrieg einer der brutalsten Kriege
der Militärgeschichte. Dazu trugen nicht nur die hohe Zahl
der Menschenopfer und die seither bei Kriegen steigende Verlustrate
der Zivilbevölkerung bei. Vor allem der noch neue, unkontrollierbare
und daher umso barbarischere Gaskrieg führte zu einem fürchterlichen
Sterben und zu grausamen Verwundungen. In der Schlacht bei Ypern
im April und Mai 1915 setzte das deutsche Militär zum ersten
Mal Giftgas ein.
Propagandaplakat
© Corbis-Bettmann, New York
So
stellte "Grünkreuz" eine Sammelbezeichnung für
chemische Kampfstoffe dar, die auf die Atemorgane einwirkten,
z.B. Chlor, Chlorpikrin, Phosgen, Di- und Triphosgen. Der Name
ergab sich, da die Munition, die solche Stoffe enthielt, im
Ersten Weltkrieg mit einem grünen Kreuz gekennzeichnet
war. Dagegen wurden unter dem Begriff "Gelbkreuz"
chemische Kampfstoffe zusammengefasst, die vor allem durch die
Ätzung der Haut wirkten. So wurde z.B. der bekannteste
Gelbkreuz-Kampfstoff "Lost" mit einem gelben Kreuz
gekennzeichnet. Der Erste Weltkrieg kostete acht Millionen Menschen
das Leben und ließ zwanzig Millionen Verwundete zurück.
Der
zweite Weltkrieg
Nur
vier Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler sprach Adolf
Hitler am 3. Februar 1933 vor Reichswehroffizieren über
die Eroberung von "Lebensraum im Osten". Um Rückenfreiheit
für die Zerschlagung der "jüdisch-bolschewistischen
Sowjetunion" zu erlangen, sahen seine schon in den zwanziger
Jahren entwickelten Pläne ein Bündnis mit der Seemacht
Großbritannien vor. Betonte er öffentlich immer wieder
seine Friedensbereitschaft, so forderte er insgeheim die Kriegsvorbereitungen.
In der geheimen Denkschrift zum Vierjahresplan vom August 1936
hieß es kategorisch, die deutsche Armee müsse "in
vier Jahren einsatzfähig, die deutsche Wirtschaft in vier
Jahren kriegsfähig sein". Zugleich empfahl sich das
NS-Regime den Westmächten als Bollwerk gegen Kommunismus
und Bolschewismus.
Im
November 1937 erklärte Hitler vor den Oberbefehlshabern
der drei Wehrmachtsteile in einer vierstündigen Grundsatzrede,
der auch Reichsaußenminister Konstantin Freiherr von Neurath
sowie Reichskriegsminister Werner von Blomberg beiwohnten, daß
er "in absehbarer Zeit" gewaltsam vorgehen wolle.
Nach dieser Kriegsankündigung wurde der widerspenstige
Oberbefehlshaber des Heeres, General Werner Freiherr von Fritsch,
gemeinsam mit Blomberg im Februar 1938 zum Rücktritt gezwungen.
Neurath, der Hitlers Pläne ebenfalls ablehnte, wurde als
Außenminister durch Joachim von Ribbentrop ersetzt. Ludwig
Beck trat als Generalstabschef zurück. Mit der Bildung
eines ihm ergebenen Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) hatte
Hitler die Armee nun erheblich besser im Griff als zuvor. Als
England dann den "Anschluß" Österreichs
hinnahm und im September 1938 auf der Münchner Konferenz
mit Frankreich und Italien auch der Abtretung der Sudetengebiete
an Deutschland zustimmte, verfügte Hitler über fast
alle von ihm gewünschten strategischen Voraussetzungen
zum Krieg gegen die Sowjetunion. Schon im Vorfeld der Münchener
Konferenz hatten Militärs und Diplomaten um Ludwig Beck
Kontakte zur englischen Regierung hergestellt und eine harte
Haltung gefordert, um die Voraussetzung für einen Staatsstreich
zu schaffen. Die Konzessionsbereitschaft der Westmächte
in München hatte jedoch nicht nur den in seinem Ausgang
höchst ungewissen Staatsstreich unmöglich gemacht,
sondern sie hatte auch Hitler den Vorwand für kriegerische
Aktionen genommen und Zeit für Rüstungsmaßnahmen
der Westmächte gebracht. Daß die deutsche Bevölkerung
von nun an auf einen Krieg eingestellt werden müsse, forderte
Hitler von der deutschen Presse einen Tag nach der "Reichskristallnacht",
deren Pogrome eine Vorstellung von dem aufkommen ließen,
wozu die Nationalsozialisten fähig waren. Dennoch wurden
Hitlers Äußerungen, nach denen ein neuer Krieg in
Europa mit der Vernichtung des Judentums enden würde, kaum
ernst genommen.
Als
mit der Zerschlagung der "Rest-Tschechei" im März
1939 auch die letzte Voraussetzung Hitlers für den Kriegsbeginn
erfüllt war, garantierten England und Frankreich die Unabhängigkeit
Polens. Davon unbeeindruckt, wies Hitler die Wehrmacht Anfang
April an, einen Feldzug gegen Polen vorzubereiten. Seinen 50.
Geburtstag vor Augen, wollte er den Krieg möglichst bald,
noch auf der Höhe seiner "Schaffenskraft", führen.
Da mit englischer Unterstützung nicht mehr zu rechnen war,
begannen entsprechende Verhandlungen mit der Sowjetunion, dem
jahrelangen "Todfeind" und zweiten großen Verlierer
von 1914/18. Am 23. August 1939 unterzeichnete Ribbentrop in
Moskau einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt, dessen
geheimes Zusatzabkommen auch die Aufteilung Polens zwischen
dem Deutschen Reich und der Sowjetunion vorsah. Zu einem gemeinsamen
Krieg gegen die Westmächte war Josef Stalin jedoch nicht
bereit. Seinen ersten Angriffsbefehl auf Polen widerrief Hitler,
als der englische Premier mitteilte, daß auch der deutsch-sowjetische
Pakt England nicht von der Erfüllung seiner Verpflichtungen
gegenüber Polen abhalten werde. Doch am 1. September 1939
eröffnete er den Krieg gegen Polen. Die deutsche Bevölkerung
stand dem Kriegsbeginn skeptisch gegenüber; die Skepsis
wuchs, als England und Frankreich ihre Verpflichtungen gegenüber
Polen einlösten und Deutschland am 3. September den Krieg
erklärten.
Beim
Angriff auf Polen stießen die von der Luftwaffe unterstützten,
technisch weit überlegenen Panzerverbände schnell
vor. Warschau wurde drei Tage bombardiert und kapitulierte am
27. September. Zehn Tage zuvor waren auch sowjetische Truppen
in Polen einmarschiert. Die westlichen Gebiete Polens wurden
als "Warthegau", und "Reichsgau Danzig-Westpreußen"
dem Reich angegliedert, der Rest des von Deutschland besetzten
Gebiets wurde zum "Generalgouvernement" zusammengefaßt.
Der im Oktober 1939 als Generalgouverneur eingesetzte Hans Frank
lenkte mit dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei,
Heinrich Himmler, der zudem zum "Reichskommissar für
die Festigung des deutschen Volkstums" ernannt wurde, die
Ausrottungspolitik, mit der die "Germanisierung" vorbereitet
werden sollte. Zur Verfolgung und Vernichtung von Juden sowie
von Angehörigen der polnischen Führungsschicht, des
Adels und des Klerus wurden "Einsatzgruppen" aus Angehörigen
der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), des Sicherheitsdienstes
(SD), der Schutzstaffel (SS) und der Polizei gebildet. Den unmittelbar
nach dem Sieg über Polen angesetzten Termin zum Angriff
auf Frankreich verschob Hitler auf Drängen der Militärs
mehrfach. Um die Versorgung mit schwedischem Erz sicherzustellen,
begann am 9. April 1940 der "Wettlauf" mit England
um die Besetzung Dänemarks und Norwegens. Während
Dänemark kampflos kapitulierte, leistete Norwegen vor der
Kapitulation vom 10. Juni heftigen Widerstand. Der deutsche
Angriff auf die Niederlande, auf Belgien, Luxemburg und Frankreich
hatte bereits am 10. Mai begonnen. Nach der Bombardierung Rotterdams
kapitulierten die Niederlande am 15. Mai, Belgien am 28. Mai.
Entscheidend für den Sieg über Frankreich war der
schnelle Panzervorstoß durch die Ardennen. Schon nach
zehn Tagen standen deutsche Verbände an der Kanalküste.
Was 1914/18 nicht gelungen war, erreichten die von Hitler geführten
Truppen in rund sechs Wochen: Am 14. Juni wurde Paris nahezu
kampflos besetzt. Mit dem "Blitzkrieg" gegen Frankreich
hatte Hitler den Höhepunkt seiner Popularität erreicht.
Italien beendete im Juni den Zustand der "Nichtkriegführung",
Spanien bot seinen Kriegseintritt auf deutscher Seite an, und
auch Japan knüpfte in der Außenpolitik engere Beziehungen
zum Reich. Das seit dem 10. Mai, dem Tag des Kriegsbeginns im
Westen, von Winston Churchill, einem erklärten Gegner der
britischen Appeasement-Politik, geführte England lehnte
jedoch nach wie vor die ihm von Hitler zugedachte Rolle eines
"Juniorpartners" entschieden ab.
Am
16. Juli 1940 befahl Hitler Vorbereitungen zur Invasion Englands,
am 13. August eröffnete er die "Luftschlacht um England",
um es auf den "Weg des Klügeren" zu zwingen.
Nach dem Verlust von über 2.200 deutschen Maschinen wurde
der Luftkrieg gegen England im Frühjahr 1941 eingestellt,
der Invasionsplan war bereits Ende 1940 aufgegeben worden. Nach
den erfolgreichen "Blitzkriegen" war dies die erste
Niederlage Hitlers. Die Bombardierung britischer Städte
- Coventry war nahezu vollständig zerstört - diente
den Engländern und Amerikanern später auch zur Rechtfertigung
für ihren Bombenkrieg gegen deutsche Städte. Mitentscheidend
für den weiteren Kriegsverlauf war das Treffen von Churchill
mit dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt
an Bord eines Schlachtschiffs im Atlantik. Hier legten sie am
14. August 1941 die Grundsätze ihrer gemeinsamen Kriegs-
und Nachkriegspolitik fest, die dann als "Atlantik-Charta"
- bis Kriegsende von 45 Nationen unterzeichnet - Grundlage für
die Charta der Vereinten Nationen wurde.
Vormarsch der deutschen Infanterie
in Frankreich
Photographie
Juni 1940
DHM, Berlin
Als
die Pläne zur Invasion Englands aufgegeben wurden, sollte
ein schneller Sieg über die Sowjetunion die kriegsentscheidende
Wende bringen. Schon in einer Weisung vom 18. Dezember 1940
hieß es, die Wehrmacht müsse darauf vorbereitet sein,
"Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen".
Der geplante "Blitzkrieg" verzögerte sich, da
Italiens Angriff auf Griechenland wenig erfolgreich war und
die Wehrmacht zur Sicherung ihrer Südflanke im April 1941
Jugoslawien und Griechenland überfiel. Am 22. Juni 1941
begann der Krieg gegen die Sowjetunion. Er war als Vernichtungskrieg
geplant und wurde als solcher geführt, gegen die Juden,
gegen die einheimische Bevölkerung insgesamt. Die vom deutschen
Angriff völlig überraschten sowjetischen Truppen zogen
sich unter erheblichen Verlusten weit zurück. Kurz vor
Moskau kam die Offensive im einsetzenden Regen und Schnee im
Dezember 1941 zum Stillstand. Über diesen unerwarteten
Rückschlag konnte auch die deutsche Kriegserklärung
an die USA nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor vom
7. Dezember 1941 nicht hinwegtäuschen. Eine neue Offensive
begann im Sommer 1942 zunächst erfolgreich. Ihr Ziel waren
die Ölfelder im Kaukasus und das strategisch wichtige Stalingrad.
Doch nach der "Wannsee-Konferenz" vom Januar 1942
wurde die Kriegführung noch stärker von dem bereits
zuvor beschlossenen Völkermord an den Juden überlagert.
Statt etwa die deutsche Offensive mit dringend benötigten
Transportkapazitäten zu unterstützen, brachten Tausende
von Güterzügen Juden aus Westeuropa in die Vernichtungslager
im Osten. Keinesfalls weniger Juden, Partisanen und andere "Untermenschen"
fielen den mordenden "Einsatzgruppen" zum Opfer, die
der deutschen Front folgten und ihre Erschießungen auch
gemeinsam mit Angehörigen der Wehrmacht durchführten.
Die im "Generalplan Ost" vorgesehene Besiedlung bis
zur Ukraine mit "Ariern" innerhalb von 30 Jahren wurde
auch hier - wie in Polen - durch die rassistische Ausrottungspolitik
mit ihrem millionenfachen Mord vorbereitet. Während die
Vernichtungsmaschinerie ihren Höhepunkt noch nicht überschritten
hatte, war die militärische Niederlage Deutschlands längst
absehbar.
Schon
vor der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad mußte
Erwin Rommel sich mit seinen Truppen im Afrikafeldzug zurückziehen,
waren alliierte Verbände unter General Dwight D. Eisenhower
in Nordafrika gelandet und hatten Churchill und Roosevelt im
Januar 1943 in Casablanca siegesgewiß die bedingungslose
Kapitulation Deutschlands gefordert. Obwohl Reichspropagandaminister
Joseph Goebbels auf diese Forderung in seiner Sportpalast-Rede
am 18. Februar 1943 mit der Proklamation des "Totalen Kriegs"
reagierte, rückten die Alliierten an allen Fronten vor.
Trotzdem wurden Ende Februar die in der Berliner Rüstungsindustrie
arbeitenden Juden nach Auschwitz deportiert. Mitte April begannen
Juden im Warschauer Ghetto einen verzweifelten Aufstand. Seit
Frühsommer 1943 legten alliierte Bomberverbände deutsche
Städte auch bei Tage in Schutt und Asche. Die Luftangriffe
prägten das Alltagsleben der Zivilbevölkerung in immer
stärkerem Umfang. Anfang August 1943 begann die Evakuierung
Berlins, bis Ende des Jahrs verließen über 700.000
Einwohner die Reichshauptstadt. Anders als im Ersten Weltkrieg
gab es bis 1944 im Deutschen Reich keine ernsthaften Ernährungsprobleme.
Millionenfach stand die Bevölkerung, von einem Heer aus
Spitzeln und Denunzianten überwacht, nach rationalisierten
Lebensmitteln an, und auch noch ab 1943 vernahm sie in den Volksempfängern
die Siegesmeldungen der Wehrmachtsberichte, denen jedoch immer
weniger Menschen Glauben schenkten.
Trotz
rüstungswirtschaftlicher Unterstützung durch die Vereinigten
Staaten trug die Sowjetunion die Hauptlast im Kampf gegen das
nationalsozialistische Deutschland. Engländer und Amerikaner
hatten zwar schon mit ihrer Landung auf Sizilien im Juli 1943
eine neue Front eröffnet und damit den Sturz Benito Mussolinis
in Italien herbeigeführt, doch erst nach ihrer Landung
in der Normandie vom 6. Juni 1944 und der schnellen Überwindung
des "Atlantik-Walls" entlasteten sie die Sowjetunion
spürbar. Bereits Anfang Juli standen über eine Million
alliierter Soldaten für die Befreiung des Landes in Frankreich,
am 26. August zog General Charles de Gaulle jubelnd begrüßt
in Paris ein. Den Befehl Hitlers, Paris "bis zur letzten
Patrone" zu verteidigen und anschließend zu zerstören,
hatte der deutsche Stadtkommandant, General Dietrich von Choltitz
(1894-1966), nicht befolgt.
Nachdem
schon mehrere Attentatsversuche auf Hitler gescheitert waren,
deponierte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der als
Zeuge einer Massenexekution von Frauen und Kindern durch SS-Einheiten
zum Regimegegner geworden war, am 20. Juli 1944 eine Zeitzünderbombe
in Hitlers ostpreußischem Hauptquartier "Wolfsschanze".
Nur leicht verletzt, bezeichnete Hitler sein Überleben
als "Zeichen der Vorsehung" und ließ rund 200
Männer und Frauen aus zahlreichen Widerstandskreisen in
Schauprozessen vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilen. Im
Zuge der "Säuberungen" wurden weitere 7.000 Menschen
verhaftet, rund 5.000 von ihnen wurden bis Kriegsende umgebracht.
Generaloberst Jodl unterzeichnet
die Kapitulation
Photographie
Reims, 7. Mai 1945
DHM, Berlin
F 62/302
Im
Juli 1944 waren die sowjetischen Truppen schon bis zur Weichsel
vorgerückt. Um sich selbst zu befreien, nahmen im Warschauer
Aufstand rund 25.000 Männer und Frauen der polnischen "Heimatarmee"
am 1. August den Kampf gegen die deutschen Besatzer auf. Bis
zu ihrer Kapitulation Anfang Oktober 1944 fielen 16.000 Kämpfer
der "Heimatarmee"; die Verluste der Zivilbevölkerung
Warschaus lagen bei 150.000 Toten. Je näher die Alliierten
auf die Reichsgrenzen vorrückten, desto stärker entfachte
die NS-Propaganda den Widerstandswillen der Bevölkerung
"bis zum Endsieg", gegen den "angloamerikanischen
Bombenterror" und die "rasende Rachsucht" der
Roten Armee. Vor allem gegen sie wurde im September 1944 der
" Volkssturm" aller waffenfähigen Männer
zwischen 16 und 60 Jahren aufgeboten. Zu dieser Zeit standen
die Alliierten im Westen bereits an der Reichsgrenze, sowjetische
Truppen drangen im Oktober in Ostpreußen ein. In der Hoffnung,
das Bündnis zwischen den demokratischen Staaten des Westens
und der kommunistischen Sowjetunion werde zerbrechen, konzentrierte
sich die Wehrmacht bald auf die Sicherung der Flüchtlingstrecks,
die vor den sowjetischen Truppen westwärts zogen. Am 25.
April 1945 trafen sich die vorrückenden Amerikaner und
Sowjets an der Elbe bei Torgau, am 2. Mai kapitulierte das eingekesselte
Berlin. Zwei Tage zuvor hatte Hitler Selbstmord begangen. Die
deutsche Kapitulation wurde im amerikanischen Hauptquartier
in Reims am Morgen des 7. Mai unterzeichnet und auf ausdrücklichen
Wunsch Stalins im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst
in der Nacht vom 8. zum 9. Mai wiederholt.
Quelle:
wissen.de